Wie im klösterlichen Leben sind Wiederholung, Ordnung, Rhythmus, Regelmäßigkeit und Hingabe von zentraler Bedeutung für die Arbeitspraxis des Künstlers. Der kreative Prozess hat einen kontemplativen Charakter. Vincent de Boer: „Eine sich stundenlang wiederholende Handlung auszuführen, bringt mich in die Nähe der Trennung von Materie und Nicht-Materie. Es bietet mir Erleichterung. Im Akt der Kalligraphie ergeben sich Tausende von Möglichkeiten. Variablen wie der Druck auf den Pinsel und die Menge der Tinte bestimmen das Ergebnis mit. Durch die totale Hingabe an den Augenblick zeigen sich die Dinge von selbst. Eine Handlung diktiert dann die nächste. Die kreisförmige Lebensweise dieser Mönche entspricht auch dem Ansatz von Vincent de Boer. Nichts, nicht einmal ein Tropfen Tinte, verschwindet in der Versenkung. Der Künstler ist buchstäblich ein Materialist. Nicht in dem Sinne, dass er Dinge anhäuft, sondern dass er seine Tinten, Papiere, Pinsel und andere Materialien pflegt und ihnen auf den Grund geht.
Der Schreibtisch, auf dem gearbeitet wird, ist gleichzeitig eine monumentale Skulptur, durch die die lange Papierrolle läuft. Dieser Arbeitsplatz ist ein Kunstwerk von Jonas Wijtenburg und gehört zu einer Serie von modularen Kunstwerken von ihm. Das erste Wort im Titel MOD-Sint-Catharinadal ist die Abkürzung für Modul. In dem von ihm entwickelten modularen System fungieren die einzelnen Teile als Bausteine, aus denen jedes Mal etwas anderes gebaut werden kann. Vom 3D-Druck, Pavillon, Bühne und Klanginstallation bis hin zu, wie hier, einer Art analogem Drucker oder Seismograph.