Emahoy Tsegue-Maryam Guebrou

1923 – 2023 (ET/IL)

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Diese äthiopische Schwester entwickelte sich zu einer der profiliertesten Pianistinnen und Komponistinnen der Welt. Drei Klavierlieder begleiten Sie auf Ihrem Weg nach St. Catharinadal. The Homeless Wanderer ist eine Komposition über einen Wanderer, der, einsam und weit weg von zu Hause, es schafft, Angst in Freundschaft zu verwandeln. Das Lied von Abayi handelt von Heimweh. Das Klavierspiel spricht, auch ohne den Anlass zu kennen. Ein prickelndes Funkeln geht von ihm aus. Es ist mal beruhigend, nachdenklich mit einem Hauch von Melancholie, mal fröhlich wie Wasser, das aus Bächen fließt. Obwohl Emahoy Tsege Mariam Gebru klassisch ausgebildet wurde, hat sie alle möglichen Einflüsse in sich aufgesaugt. Passagen erinnern an Vogelgesang, Jazz, Minimal Music, etwa von Erik Satie, und Chorgesang aus der äthiopisch-orthodoxen Kirche.

Der Lebensweg dieser bemerkenswerten Frau (1923-2023) vom Sozialisten zum Mönch ist eine Verfilmung wert. Sie besuchte als Kind ein nobles Schweizer Internat, war Sängerin am Hof des äthiopischen Kaisers Haile Selassie, geriet in Kriegsgefangenschaft und drei ihrer Brüder wurden von den italienischen Aggressoren ermordet. Außerdem lebte sie asketisch: Zehn Jahre lang spielte sie kein Klavier, lebte ohne fließendes Wasser und Strom und schlief auf einem Bett aus getrocknetem Lehm. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1984 floh Emahoy Tsege Mariam Gebru vor dem kommunistischen Derg-Regime und landete in einem äthiopischen Kloster in Jerusalem. Dort sollte sie den Rest ihres Lebens verbringen.

Emahoy„ ist in der äthiopisch-orthodoxen Tradition ein Titel für Mönche (weibliche Mönche), ähnlich dem Wort “Schwester“. Der gewählte Name ‚Tsege Mariam‘ bedeutet Blume (oder Pflanze) Marias. Gebru“ ist der Familienname väterlicherseits. Wie viele Menschen, darunter auch die (ursprünglichen) Bewohner der Klöster des Heiligen Dreiecks, war sie eine Migrantin. Die Einnahmen aus ihren Alben und Konzerten spendete sie der Kirche, Waisenhäusern und Menschen, die durch den Krieg in ihrem Heimatland oder anderswo vertrieben wurden.

Emahoys Vermächtnis ist die Emahoy Tsege Mariam Music Foundation, eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die Musikbildungsprogramme in den USA und Äthiopien unterstützt:
www.emahoymusicfoundation.org